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de:form_formulieren

Form; formulieren

Quelle: Vilém Flusser: „Farben statt Formen.“

In der westlichen Tradition ist laut Vilém Flusser die „Form“ gleichbedeutend mit dem „Behälter“, welcher für leer gehalten wird. Erscheinungen sind an sich formlos und fließen aus der Vergangenheit in die Zukunft. Die menschliche Vernunft ist dabei das Bindeglied, welches die Erscheinungen in die Formen füllt. Dadurch gewinnen die Formen einen Inhalt und gleichzeitig eine Bedeutung. Die Erscheinungen hingegen werden geordnet und behandelbar. Dieser Akt, das Füllen von Formen mit Erscheinungen nennt sich laut Flusser „Formulieren“ und „Formalisieren“. Das Resultat ist „Informieren“.

Rückgeführt wird dies auf die Bewässerung. Als der Nil und der Euphrat kanalisiert wurden, begannen die Menschen, Linien auf Tafeln zu zeichnen, um sich einen Überblick zu schaffen und formulierten so ihre Gedanken in geometrische Figuren. Später wurden diese in Zahlen umkodiert bzw. „Formeln“ und Algorithmen ausgearbeitet. Gegenwärtig bedeutet „Formulieren“ vor allem, Erscheinungen als Algorithmen ausdrücken. Das ist laut Flusser die Grundlage des modernen wissenschaftlichen und technischen Denkens.

Ursprünglich sah man diese Formen mit dem inneren Auge (theoretisch), als klare und farblose Figuren, vor allem Kreise und Dreiecke. Dies revidiert Flusser, sei ein Irrtum, der zunehmend ersichtlich werde. Formen können nicht farblos gesehen werden, auch nicht mit dem inneren Auge. Formen sind demnach die Grenzen zwischen verschiedenen Farben verschiedenen Gestalten. Die „leeren“ Formen haben Farbinhalte, die ineinander übergehen.

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de/form_formulieren.txt · Zuletzt geändert: 2021/11/05 17:51 von 127.0.0.1