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de:kultur

Kultur

Flusser bezeichnet Kultur als „in doppeltem Sinne anti-natürlich“ (Flusser 1989, S.13). Dies begründet er folgendermaßen: Kultur ist als ein Netz zu verstehen, das aus der Summe aller erworbenen Informationen besteht. Dieses Netz hat sowohl Knoten, in denen die Informationen gebündelt sind, als auch Kanäle, durch die sie laufen (ebd. S.3). Die Knoten können beispielsweise menschliche Körper sein, die Kanäle dienen der Kommunikation. Folglich wird Kultur zu einer „Vernetzung von Menschen“ (ebd. S.4), die miteinander kommunizieren, um Informationen zu speichern, zu prozessieren, auszutauschen und so Neues hervorzubringen.

Da Kultur Informationen ordnet, ob in menschlichen Körpern oder in kulturellen Artefakten und Institutionen wie bspw. Bibliotheken, und somit Unwahrscheinliches hervorbringt, wirkt sie der Entropie, also der Tendenz zur gleichen Verteilung von Elementen und folglich der Zerstreuung von Information, entgegen. Außerdem staut Kultur „erworbene Informationen […], obwohl nach dem Mendelschen Gesetz Organismen das nicht tun können“ (ebd. S.13), sondern nur vererbtes Informationsmaterial weitergegeben werden kann. Insofern ist Kultur also in zweifacher Hinsicht anti-natürlich.

Flusser, Vilém (1989): Schreiben für Publizieren.

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de/kultur.txt · Zuletzt geändert: 2021/11/05 17:51 von 127.0.0.1