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Raumzeit

In seiner Abhandlung über das Verständnis der Kategorie Raum aus dem Jahr 1991 stellt Flusser fest, dass „Raum mit Zeit unentwirrbar vorgestellt und begriffen zu sein hat“ (Flusser 2006 [1991], S.275). Die Dimensionen Zeit und Raum sind demnach nicht nur miteinander verbunden, sondern untrennbar ineinander verworren. Dabei bezeichnet er das Wort Raumzeit selbst als verkrüppelt oder chimärisch (ebd.). Der Grund dafür sei die Begrenztheit unserer Lebensraumworte, die lediglich Zweidimensionales erfassen können, während die Raumzeit, der Spiralnebel, von Algorithmen begriffen werden muss, die mit vier Dimensionen arbeiten (ebd.). Unsere Sprache ist demnach nicht dazu geeignet, raumzeitliche Phänomene adäquat auszudrücken.

Ein geeigneteres Medium dafür ist Flusser zufolge der Film. Zusammen mit dem Künstler Fred Forest setzt er sich in dem 1972 aufgenommenen Video Les gestes du professeur mit den Möglichkeiten des Mediums „zur Kommunikation einer phänomenologischen Auffassung von menschlichen Gesten“ (Flusser/Forest 1972, [3:15], aus dem Englischen übersetzt von der Autorin) auseinander. Die Geste ereigne sich in einem Raum-Zeit-Kontinuum. Das Video selbst wird von Flusser ebenfalls als etwas Raumzeitliches verstanden (ebd. [35:12]). Es tritt in derselben Form in Erscheinung wie die Geste selbst und eignet sich deshalb als Medium für die Darstellung und Diskussion raumzeitlicher Phänomene.

Flusser, Vilém/ Forest, Fred (1972): Les gestes du professeur / The Gestures of the Professor: video by Fred Forest 1972. Online unter: http://flusser.club/en/winterschool-video-archive/ (letzter Zugriff: 14.11.2020).

Flusser, Vilém (2006 [1991]): Räume. In: Dünne, Jörg/ Günzel, Stephan (Hrsg.): Raumtheorie. Grundlagentexte aus Philosophie und Kulturwissenschaften. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, S.274-285.

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