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Voodoo Charakter

In: Television Image & Political Space, 1990 Kunsthalle Budapest [5:10]

Indem uns das Bild die Möglichkeit gibt, einen Schritt aus der Welt – als unserer Realität – hinaus zu gehen, bietet es uns eine Außenperspektive auf die Welt. Wie beim Voodoo folgen wir dabei einem Ritual. Bilder sind nach Flusser dazu bestimmt gewesen, eine Orientierung für die Menschen in der Welt zu schaffen. Mit der Betrachtung dieser Bilder entsteht für die Menschen ein Ritual. Somit scheint das Bild in den Betrachtenden eine Reaktion auszulösen und eine entsprechende Handlung hervorzurufen. Was diesen Vorgang dabei zum fatalen Voodoo Charakter macht, ist der Umstand, dass das Bild ohne dessen Kontext bzw. die Welt/Realität lediglich in dieser einen bestimmten Form (subjektiv bestimmt durch den Fotografierenden) darstellt. Das Bild erhält dadurch einen beeinflussten Charakter, der nicht frei von Intentionen, Wertungen, Blickwinkeln – vielleicht politischen Absichten/Botschaften ist. So wie Voodoo an Opferungen geknüpft ist, opfert auch das Bild eine entscheidende Qualität, nämlich die Realität. Flusser sagt: „But by meaning the world they also hide it.“ Demnach weist das Bild zweierlei konträre Qualitäten auf. Zum einen ermöglicht es positiv, die Betrachtenden als eine Art menschlichen Rituals zusammen zu bringen, von einander zu lernen („And when people were exposed to these images they probably danced“). Auf der anderen Seite bringt die Betrachtung von Bildern immer auch ein Maß an Subjektivität, Unverhältnismäßigkeit und Verfälschung/Verfremdung der Realität mit sich („Bilder verstellen, was sie vorstellen“).

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de/voodoocharakter.txt · Zuletzt geändert: 2021/11/05 17:51 von 127.0.0.1